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Elrea Song beim Global Peace Photo Award 2023 für das „Friedensbild des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Jury des Global Peace Photo Awards wählte aus mehr als 19.000 Einsendungen aus 133 Ländern die Arbeit „Combing Peace“ der südkoreanischen Künstlerin Elrea Song für den mit 10.000 Euro dotierten Preis aus. Für das Bild hatte die Fotografin Kinder gebeten, Müll aus dem Meer zurückzuholen, um die heikle Beziehung zwischen Mensch und Natur zu zeigen. Aus dem weggeworfenen Abfall gestalteten die Kinder fast surreale Skulpturen auf dem Strand.

Die Keynote des Abends hielt Shoura Hashemi, die seit 1. August 2023 an der Spitze von Amnesty International Österreich steht.

Wien, 4. Oktober 2023 – am Abend wurden zum elften Mal die Gewinner:innen des internationalen Fotowettbewerbs Global Peace Photo Award im Österreichischen Parlament mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille ausgezeichnet.

Preisträger:innen des Global Peace Photo Awards 2023

Ghassane Kaaibich aus Marokko mit seiner Arbeit „Ahyae“.
Carla Kogelman aus den Niederlanden für „Majella Park“.
Nuria López Torres aus Spanien für “Bad Hair”.
Marina Sycheva aus Russland für “I’ll take you away”.
Elrea Song (Jiyeon Lee) aus Südkorea für “Combing Peace”.

In seiner Begrüßung betonte Wolfgang Sobotka, der Präsident des Österreichischen Nationalratesdie außergewöhnliche Zusammenarbeit mit dem Global Peace Photo Award und wie wichtig es ist, in diesen Zeiten dem Frieden ein Forum zu bieten. Dieses Bekenntnis ist im Österreichischen Parlament deutlich sichtbar. Die Bilder der Preisträger:innen werden im Auditorium für jeweils ein Jahr gezeigt. Das ist jener Raum, in dem vorwiegend die Pressekonferenzen stattfinden.

Peace Image of the Year 2023

Von links: Silvia Lammerhuber, Generaldirektor Vienna Insurance Group Hartwig Löger, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Lois Lammerhuber, Preisträgerin Elrea Song

Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis „Peace Image of the Year 2023“ ging an die südkoreanische Künstlerin und Fotografin Elrea Song.

„Trash, Abfall. Nicht nur er wird in die Meere gespült. Auch die Biographien von Menschen verschwinden im Nirgendwo, Geschichten landen auf dem Müll, Lebensleistungen in der Vergessenheit, Schicksale im ewigen Dunkel. Kriege bewirken das, Naturkatastrophen. Aber auch einfach nur die menschliche Eigenschaft der Unachtsamkeit. Die Fähigkeit zu verdrängen, was dem Leben aus unserem Planeten droht.
 
Wie kann man daran erinnern, um es zu ändern? Wie kann man zurückholen, was fortgeschwemmt wird? Die südkoreanische Fotografin Elrea Song alias Jiyeon Lee hat Kinder gebeten, aus dem Schwemmmaterial der Meere etwas zurückzuholen, was die heikle Beziehung zwischen Mensch und Natur, zwischen Lebensstil und Naturverbrauch zu poetisch-verrückten Bildern verdichtet. Fröhlich und traurig, alarmierend und wunderbar zugleich. Die Plastikschwemme ebenso thematisierend wie das erwünschte Willkommen für jene, die über die Meere Zuflucht suchen.
 
Frieden, sagt Song, kann nur vorankommen, wenn Du mir Deine Füße leihst. Und ich Dir meine. Heißt: zusammen. Und er braucht die Gemeinsamkeit unserer Hoffnungen. Und den Willen, zu retten, was sonst fortgetrieben wird.
 
Elrea Song, Jahrgang 1984, lebt in Daejeon, Südkorea, mit Familie und drei Nichten. Sie alle sind engagiert, den Müll von der Küste einzusammeln. Mit ihren Fotos bemühe sie sich, schreibt Song, Solidarität mit den Menschen und der Natur zu beweisen. Song hat Visual Communication Design am College of Arts studiert. Ihr Werk wurde außer in Korea auch bereits in den USA und in Italien ausgestellt und mit dem „Award for Future Artists“ ausgezeichnet“ – so fasst die Laudatio der Jury die Preiswürdigkeit der Arbeit von Elrea Song zusammen.

Das Kinderfriedensbild des Jahres

Von links: Generaldirektor Vienna Insurance Group Hartwig Löger, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Gisela Kayser, Preisträgerin Children’s Peace Image of the Year Barbare Chikviladze

Das mit 1.000 Euro dotierte beste Friedensbild in der Kinder- und Jugendkategorie, „The Children’s Peace Image of the Year 2023“, gewann die 14-jährige Barbare Chikviladze aus Georgien mit ihrem Bild „Water Fun“.

Die Juror:innen aus 11 Ländern befanden: „Warum ist das Bild, dass wir hier auszeichnen, ein Friedensbild für die 14-jährige Barbare Chikviladze aus der georgischen Hauptstadt Tiflis? Weil, schreibt sie uns, sie zwar noch jung sei. Sehr wohl aber wisse, dass 20 Prozent ihres Landes von Russland okkupiert sei. Frieden aber mit Freiheit zu tun habe. Und Freiheit glücklich mache. So glücklich wie ihre Freundin in diesem Moment in einem Sommergarten in Rustavi, als Barbare auf den Auslöser drückte. Jedes Kind, hat sie uns geschrieben, verdiene es, glücklich zu sein und in einem friedlichen Land zu leben.
 
Barbare, deren Mutter Philologin ist und in einer Versicherung arbeitet und deren Vater Anwalt ist, wächst als Einzelkind auf und hat in ihrer Freizeit Gefallen am Klavierspiel gefunden. Und daneben, noch recht frisch, Interesse am Fotografieren entwickelt. Sie findet das Fotografieren einfach „richtig lustig“. Und war von der Fröhlichkeit in den Augen und im Gesicht ihrer Freundin begeistert“. 

Der Preis wurde von Hartwig Löger, dem Vorstandsvorsitzenden der Vienna Insurance Group (VIG), übergeben: „Die Vienna Insurance Group unterstützt den Global Peace Photo Award bereits seit der ersten Stunde. Das Kinder-Friedensbild fördern wir seit dessen Gründung und seit vergangenem Jahr sind wir auch Hauptsponsor des gesamten Preises. Das Thema Frieden ist uns als internationale und vielfältige Versicherungsgruppe, die in 30 Ländern vertreten ist, zentrales Anliegen. Als Menschen wie als Unternehmen brauchen wir ein friedliches Umfeld, um uns entfalten zu können.“

© Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Lois Lammerhuber, der gemeinsam mit seiner Frau Silvia Lammerhuber den Global Peace Photo Award initiiert und seit Anbeginn organisiert, erinnerte daran, dass „Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg ist, sondern etwas, das ich als „Gelungenes Leben“ bezeichnen möchte. Jedes Jahr berühren uns die eingereichten Fotos und Geschichten aufs Neue mit ihrer Kreativität und Leidenschaft für das Gute und Friedvolle auf dieser Welt.“

© Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur der Zeitschrift GEO 1994 – 2014 und Jurypräsident 2023, würdigte die eingereichten Arbeiten: „Wir vergeben den Preis für die besten Bilder vom Frieden. Von friedlichen Regungen zumindest, von friedlichen Anstrengungen zumindest. Und die sind auf den ersten, vielleicht auch noch zweiten Blick unscheinbarer, still, weniger spektakulär. Wir wollen darauf verweisen, dass der Mensch nicht immer des Menschen Wolf ist. Dass es eine unerklärte Friedens-bewegung sehr wohl gibt, verwurzelt in der Seele von Menschen. Aufgespürt von Fotografinnen und Fotografen, die nicht dem Gefechtslärm folgen – sondern den guten Regungen, den guten Absichten, den guten Initiativen, zu denen die Menschen ja auch fähig sind.

Die Jury hat die Idee geeint, dass es wertvoll ist und wichtig, der Mainstream-Dystopie, die ja angesichts der gegenwärtigen Weltlage nur zu verständlich ist, wenigstens kleine Hoffnungsschimmer entgegenzusetzen. Natürlich: Mit oder ohne uns werden die Kriege der Neuzeit weitergehen. Mit oder ohne uns wird es Armut und Elend geben. Aber, so denken wir, es ist nicht die Zeit für eine Kapitulation. Stattdessen ist es gerade jetzt die Zeit, nicht aufzugeben. Ist es gerade jetzt die Zeit für einen Appell in die Öffentlichkeit hinein: Lasst uns zeigen, was trotz allem gelingen kann. Lasst uns zeigen, was trotz allem schön sein kann. Lasst uns zeigen, wo und wie sich Widerstand gegen das Verlieren regt. Wo aufgestanden wird gegen alte Ungerechtigkeiten. Wo Menschen NICHT in den Krieg ziehen wollen. Wo Nachbarschaften wirklich Nachbarschaften sind. Wo Flüchtlinge zu neuen Ufern finden. Wo die Fantasie gewinnt. Denn wir wissen: Diese Bilder feiern das Gute im Menschen.“

Keynote der Amnesty International Österreich Geschäftsführerin

© Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Die Keynote des Abends hielt Shoura Hashemi, die am 1. August 2023 die Geschäftsführung von Amnesty International Österreich übernommen hat: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst: Fotografie ist die Konzentration auf einen kleinen – aber wichtigen – Ausschnitt, auf eine vermeintliche Nebensache, auf einen Teil des großen Ganzen. Die Konzentration auf ein einziges Bild bringt oft einen völlig anderen Blick auf die Realität als Ganzes. Lässt uns genau hinsehen und besser verstehen. Bilder des Friedens gibt es überall. Wir müssen nur genau hinschauen und sie in uns abspeichern.

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst: Ja, wir sehen nicht alles. Wir bekommen nicht alles gezeigt. Seriöse Bildberichterstattung leistet einen wichtigen Beitrag, um mit Bildern dazustellen, was vielleicht sonst nicht berichtet wird oder werden kann. Weil man nicht die Worte findet, um das Leid auszusprechen oder weil die Betroffenen aus Angst schweigen. Wenn ich aber heute über diese Bilder spreche, dann nicht, weil es um das Leid geht, das sie ablichten. Sondern um den Frieden, zu dem sie führen. Indem sie einen Beitrag für die Wahrheitsfindung leisten, in dem sie mithelfen, damit die Welt weiß, was passiert – und darauf reagieren kann.

Ja, wir können über Menschenrechte diskutieren. Genauso wie man über Bilder nachdenken kann: Was zeigen sie uns? Was ist die Botschaft, die dahinter steckt? Wie bringen sie uns näher an eine Welt, in der Frieden herrscht, in der Minderheiten zu ihren Rechten kommen und die Verantwortlichen Rechenschaft ablegen müssen.“ Hier ist der Link zu Hashemis Rede: https://www.parlament.gv.at/dokument/veranstaltungsnachschau/Keynote-Zehetner-Hashemi-GPPA.pdf

Neben der Vergabe des „Friedensbild des Jahres“ an Elrea Song gingen Alfred-Fried-Friedensmedaillen 2023

… an die Niederländische Fotografin Carla Kogelman für ihre Arbeit „Majella Park“. Sie hat im Juli 2022 im Majella-Park von Utrecht fotografiert, in einem bahnhofsnahen Viertel mit hohem Migrantenanteil gelegen. Das Besondere an diesem Integrationsprojekt: Es geht hier nicht nur um ein paar Tage mit fröhlichem Zelten auf der Wiese, sondern um monatelange Vor- und Nachbereitung solcher Treffen, bei denen sich Nachbarschaft verfestigt. Um nachhaltiges Engagement und das Gefühl, in seiner Heimat gut aufgehoben zu sein. Und Stadt gewissermaßen zum Dorf zu machen.
 
Und damit lässt sich das Campieren im Park auch als Friedensprojekt beschreiben – gegen die soziale Segregation und Aggression, wie sie für viele Großstädte typisch ist. 

… an den Marokkanischen Fotografen Ghassane Kaaibich für sein Porträt „Ahyae“. Seine Heimat ist der zentralafrikanische Regenwald im Süden Kameruns, die Heimat der Pygmäen vom Volk der Bakoula. Dass sich auch dort Menschen auf die Suche begeben, nicht in den nächsten Ort, sondern über viele Grenzen hinweg in eine ganz andere Welt, ist vermutlich selten. Denn bis heute gehen viele Pygmäen-Kinder nicht einmal auf eine Schule, meiden die Menschen im Wald, Nomaden oft, den Kontakt zur Moderne. 
 
Doch Ahyae machte sich auf. Von Kamerun über Nigeria, Niger, Mali, Algerien bis zunächst nach Marokko. Ahyae ist transsexuell. In Rabat traf begegnete ihr der marokkanische Fotograf Ghassane Kaaibich und porträtierte sie. Er schuf mit ihr ein Bild des inneren Friedens. Den Ahyae aber schließlich erst im liberalen Kanada fand.
 
Dort, so weiß Kaaibich von ihr zu berichten, fühlt sie sich frei von Diskriminierung und Belästigung, fühlt sie sich akzeptiert. Und hat einen Job gefunden.

… an Marina Sycheva aus Russland für ihre Arbeit „I’ll take you away“. Es ist Liebe. Aber lieben könnten sich junge russische Paare auch ohne Heirat. Wenn sie sich nun entscheiden zu heiraten, hat das seit dem russischen Überfall auf die Ukraine einen besonderen Grund. Lebt einer oder eine von ihnen schon im Ausland, so lässt sich der oder die andere leichter nachholen. Kommt einer der Partner ins Gefängnis, weil er gegen Putin demonstriert hat, weil er die Armee vermeintlich verunglimpft hat, weil er sich gar dem Kriegsdienst entziehen wollte, so lässt er sich von einem Ehepartner leichter besuchen.  

Heirat als Protest gegen den Krieg, Heirat als Fluchtbewegung aus der Diktatur, Heirat als Demonstration für den Frieden, Heirat als Rückzug in eine Geborgenheit, die es in der russischen Gesellschaft gerade jetzt kaum noch gibt: Die russische Fotografin Marina Sycheva hat junge Paare, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben, vor einem dunklen Hintergrund porträtiert.

Die Botschaft ihrer Bilder: So sehr es auch am Widerstand einer verängstigten und von den Staatsmedien manipulierten russischen Gesellschaft gegen ihr Regime mangelt, und so naheliegend es auch wäre, alle Russen und Russinnen zur Inkarnation des Bösen zu erklären, so falsch wäre es, nicht doch zu differenzieren. Es gibt Widerstand. Auch in Russland. Und Fluchtgedanken sind nicht feige. Wer heiratet, um emigrieren zu können, gibt immerhin sein bisheriges Leben auf. Wer den Dienst an der Waffe verweigert, um sich nicht schuldig zu machen an den Menschen in der Ukraine, ist mutig. Und auf der Seite des Friedens.

… an die Spanische Fotografin Nuria López Torres für ihre Arbeit „Bad Hair“: „La larga travesía“, die lange Reise, nennt die spanische Fotografin Nuria López Torres ihr Projekt über das versteckte und nun wieder lauter zum Vorschein kommende Gewicht des Afrikanischen in der kubanischen Gesellschaft, in dem sie Symbole und Bilder aus der Zeit von Kolonialismus und Sklaverei mit Porträts aus der Jetztzeit mischt.

Eine Geschichte des Rassismus, der Unterdrückung und Ausbeutung wird sich, so hofft die Fotografin, in eine Geschichte des endgültigen Aufbegehrens und der Emanzipation verwandeln. Der Emanzipation von Frauen, vor allem.

Auszüge aus den Laudationes von Peter-Matthias Gaede.

Über den Global Peace Photo Award 2023

Zum Global Peace Photo Award 2023 wurden 19.195 Bilder aus 133 Ländern eingereicht. Die meisten Einreichungen kamen aus Indien, China, USA, Deutschland und Russland. Juriert wurden die Einreichungen von einer hochkarätigen, internationalen Jury.
Siehe: https://globalpeacephotoaward.org/jury

Der Global Peace Photo Award wird in Kooperation von Edition Lammerhuber, Photographischer Gesellschaft (PHG), UNESCO, Österreichischem Parlament, der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, des Internationalen Press Institute (IPI), des Deutschen Jugendfotopreises, World Press Photo Foundation, POY LATAM, LensCulture, der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), Vienna Insurance Group und der APA ausgelobt.

Inspiriert wurde der Preis von dem österreichischen Pazifisten und Schriftsteller Alfred Hermann Fried (* 11. November 1864 in Wien; † 4. Mai 1921 in Wien). Fried wurde 1911 gemeinsam mit dem Organisator der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht Tobias Asser der Friedensnobelpreis verliehen. 

Pressematerial (Siegerbilder, Jurystatements, Bilder von der Veranstaltung) zum herunterladen: https://press.lammerhuber.at/gppa2023

Rückfragehinweis:
Lois Lammerhuber   +4369913583989    
lois.lammerhuber@friedaward.com

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